UN-Dekade Projekt
Mit Wasserbüffeln und Exmoorponys zu einer neuen biologischen Vielfalt / Landrat informiert sich auf den Weideflächen der Agrargenossenschaft Emden
In diesen Tagen. Landrat Martin Stichnoth informiert sich in Begleitung von Dezernentin Petra Naumann und Matthias Wilcke, Leiter des kreislichen Natur- und Umweltamtes, auf den Weideflächen der Agrargenossenschaft Emden e. G. über das Projekt „Mit Wasserbüffeln und Exmoorponys zu einer neuen biologischer Vielfalt“.
Den fachlichen Part übernehmen Katrin Windel und Jörg Brämer von der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde. Gemeinsam mit Mitarbeitern des Bundesforstbetriebs Mittelelbe werden die Hintergründe des Projektes erläutert.
Demnach wurden hier schon in den 1990er Jahren mehrere nach dem Naturschutzgesetz erforderliche naturschutzrechtliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Zuge der Verbreiterung der Autobahn A2 realisiert. Die Region: das Seelsche Bruch liegt zwischen Hakenstedt, Uhrlseben, Erxleben/Eimersleben, Ummendorf und Ovelgünne. Das Ziel besteht darin, das im Winterhalbjahr im Gebiet anfallende Niederschlagswasser durch verschiedene Wehre und Stauanlagen im Gebiet zu halten. So sollen die Wiesen und Waldflächen bis in den Mai / Juni hinein feucht gehalten werden. Auf diese Weise sollten die Lebensbedingungen für verschiedene Tier- und Pflanzenarten des feuchten Grünlands verbessert werden. Jedoch stellte sich in den überdurchschnittlich niederschlagsreichen Jahren 2011 bis 2013 heraus, dass das Konzept nicht aufging.
Aufgrund der hohen Wasserstände entstand vorübergehend ein Paradies für eine Vielzahl an Wasservögeln. Ornithologen kamen angereist, um hier seltene Vogelarten zu beobachten. Die Arten des Grünlands, wie Kiebitz, Brachvogel, Bekassine hatten jedoch keine Chance zum brüten. Zwischen offenen Wasserflächen und hohem Schilf gab es zur Brutzeit keine kurzrasigen Wiesen. Die Mahd der Flächen war erst nach dem Rückgang des Wassers im Spätsommer möglich, also zu einem Zeitpunkt, als die Brutzeit längst vorbei war.
Hier kommt der Landkreis Börde ins Spiel. Die untere Naturschutzbehörde entwickelte die Idee der Haltung von Wasserbüffeln. Es gab eine Reihe von Unterstützern. Ab 2012 setzten sich die Verantwortungsträger mit fachlicher Unterstützung von Experten aus Thüringen für eine Umstellung der Mahdnutzung auf eine naturnahe extensive Beweidung der Fläche mit Rindern und Pferden ein. Die Diskussion mit den Partnern der Straßenbauverwaltung, dem Bundesforstbetrieb, verschiedenen Fachbehörden und nicht zuletzt mit den auf den Flächen tätigen Landwirten war nicht immer ganz einfach, aber am Ende zielführend.
Ausschlaggebend für die ersten sichtbaren Erfolge der Umstellung der Flächennutzung und für die Ausrichtung der Bewirtschaftung auf eine Erhöhung der Biodiversität des Seelschen Bruchs war die Geschäftsführung der Agrargenossenschaft Emden. Die Geschäftsführerin Silke Fischer und Vorstandsmitglied Michael Daul sind mit ganzem Herzen dabei, wenn sie über ihre Tiere sprechen. Sie geben den Exkursionsteilnehmern Auskunft über die Wasserbüffel, Exmoorponys und Fleckvieh-Rinder, die auf einer zurzeit etwa 80 Hektar großen eingezäunten Teilfläche weiden.
Ihre Begeisterung wollen sie auch mit anderen Menschen teilen. Deshalb stellte die Agrargenossenschaft Emden einen Antrag auf Förderung für einen Aussichtsturm am Rande der Weidefläche. Von hier können Besucher auch die weiter entfernten Tiere beobachten, ohne die Weide betreten zu müssen. Denn, die Betretung der Weide auf eigene Faust kann lebensgefährlich sein. Die Tiere können sich auf der großen Fläche frei bewegen und stehen meist in getrennten Herden weit voneinander entfernt. Insbesondere die Fleckvieh-Rinder sind neugierig und kommen von weit her angelaufen, wenn sich Personen auf der Weide bewegen. Auch die Begleiter des Landrats hielten für ein paar Minuten den Atem an, als ca. 20 Kühe und ein Bulle an der Gruppe der Besucher vorbeiliefen, kurz stehen blieben und erst nach energischem Auftreten des Eigentümers ihren Weg auf den anderen Teil der Koppel fortsetzten.
Die Begeisterung der Landwirte und das Engagement der Agrargenossenschaft blieben nicht ohne Wirkung. Landrat Martin Stichnoth prüft, ob für die Errichtung eines Beobachtungsturmes eine finanzielle Unterstützung durch den Landkreis Börde möglich ist. Er erhofft sich dadurch auch eine Steigerung der Attraktivität der Bördedörfer und die weitere Belebung des Tourismus in der Region.
Der naturschutzfachliche Hintergrund: Die Weidetiere sind seit nicht einmal einem Jahr auf ihrer Koppel. Dennoch hat sich das Gebiet schon merklich verändert. Bedingt durch das unterschiedliche Fressverhalten der 3 Tierarten gibt es sowohl kurzrasige Flächen als auch Flächen mit hohem Gras. Dies verbessert die Voraussetzungen für die Brut von verschiedenen Vogelarten erheblich. Die Wasserbüffel fressen mit Vorliebe Schilf. Dadurch sind die Ufer der als Laichgewässer angelegten flachen Tümpel ganzjährig wieder frei und können ihren ökologischen Zweck erfüllen. Auf der Weidefläche fehlt es allerdings noch an blühenden Kräutern. Während der Exkursion verständigten sich die Mitarbeiter der Naturschutzbehörde und des Bundesforstbetriebes über Möglichkeiten der Unterstützung des Landkreises Börde bei der Erhöhung der Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren auf den Grünlandflächen im Seelschen Bruch.
Die Exkursionsteilnehmer beendeten ihren Rundgang mit Freude auf das nächste Treffen. Das Projekt „Mit Wasserbüffeln und Exmoorponys zu neuer biologischer Vielfalt“ des Bundesforstbetriebs erhält den Titel „UN-Dekade-Projekt“.