Der Aller-Ohre-Verein lädt am Montag, den 10. März 2025, um 19:00 Uhr alle Interessierten in das Museum Haldensleben ein. Hier werden Dr. Anja Tuschwitz und Dr. Götz Alper (beide LDA Sachsen-Anhalt) die aktuellen Grabungsergebnisse vorstellen und in den historischen Kontext einbetten. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist wie gewohnt kostenfrei und allen öffentlich zugänglich.
10.03.2025 ab 19:00 Uhr
Die archäologischen Untersuchungen 2024 und der Vorjahre im Bereich der Wüstung Niendorf
Details
Niendorf ist eine lang bekannte, vielfach archäologisch und fundreich untersuchte Wüstung, die in der Ohreniederung vor den Stadtmauern Neuhaldensleben liegt. Sie ist eng mit der Ge-schichte und dem frühen Schicksal der Neuhaldensleber Bevölkerung verbunden, bietet sie doch während der Verbannung in den Jahren nach der Zerstörung der Stadt 1181 und ihrem Wiederaufbau 1223 Zuflucht und Heimat. Überliefert sind die Existenz einer St. Georgskapelle, einer St. Marienkirche, zweier Wassermühlen sowie von mehr als 150 Feuerstellen. Zudem berichten Chroniken von der Zerstörung einer Burg im Jahre 1167. Aufgrund der verkehrs- und siedlungstopographisch günstigen Lage ist es nicht verwunderlich, dass Menschen dort bereits in vorgeschichtlicher Zeit siedeln.
Anfang des 14. Jahrhunderts fällt Niendorf fast vollständig wüst und Teile der Siedlungsfläche werden auch landwirtschaftlich genutzt. Seit dem 18. Jahrhundert befassen sich zahlreiche Lokalhistoriker mit der Erforschung dieser ehemaligen Siedlung, von deren bis zur Melioration der Ohre Ende des 18. Jahrhunderts noch vorhandenem Ortswall und Graben sich gegenwärtig nur noch ein kurzes Wallstück erhalten hat. Auf diesem steht bis heute ein von Otto Dieskau initiierter und 1920 vom Allerverein mit Unterstützung des damaligen Besitzers des Klostergutes Althaldensleben Hans von Mackensen und der Stadt Neuhaldensleben errichteter Gedenkstein zur Erinnerung an die Jahre des Exils von 1181 bis 1223. Lesefunde und ausgepflügte Gebäudereste ergänzen seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts die vielen überlieferten Beschreibungen und Befunde historischer Karten.
Die eigentliche archäologische Erschließung des Gebietes beginnt allerdings erst mit dem Bebauungsplan "Haldensleben-Ost" in den ersten Nachwendejahren um 1991. Mit den Bauvorbereitungen nebst Genehmigungsverfahren für ein neues Warenverteilzentrum des Otto-Versands wird ein Kreuzschnitt über das gesamte Wüstungsgelände angelegt und 1992 eine Sondierungsgrabung durchgeführt. In den Folgejahren wird das Versandzentrum der Hermes Fulfilment GmbH mehrfach erweitert. Damit einhergehend finden von 2009 bis 2012 sowie 2024 weitere umfangreiche Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt statt. Letztere erfolgte unter der örtlichen Leitung der Archäologin Dr. Anja Tuschwitz.
Auf einen Blick
Breiter Gang
39340 Einheitsgemeinde Haldensleben, Stadt