In Deutschland wachsen viele Wildpflanzenarten, die mit unseren Kulturpflanzen verwandt sind. In ihnen schlummern Gene, die morgen für die züchterische Verbesserung unserer Nahrungspflanzen relevant werden könnten. Genau aus diesem Grunde sind sie schützenswert. Zudem ist der Erhalt der Artenvielfalt per se ein wichtiges gesellschaftliches Ziel.
In den vergangenen drei Jahren untersuchten Forschungsteams des Julius Kühn-Instituts, der Universität Osnabrück und der Humboldt-Universität zu Berlin im Projekt „GE-Sell“ die genetische Vielfalt von Wildsellerievorkommen in Deutschland. Sie fanden 55 Pflanzenbestände, die in ihrer Gesamtheit die Formenvielfalt der Wildselleriearten repräsentieren. 45 dieser Pflanzenbestände bilden nun das Netzwerk genetischer Erhaltungsgebiete Wildsellerie (https://netzwerk-wildsellerie.julius-kuehn.de/).
Ziel des Vorhabens ist es, den Schutz von Wildpflanzenarten für Ernährung und Landwirtschaft in ihren natürlichen Lebensräumen zu verbessern und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen zu sichern.
Die natürlichen Habitate, in denen die Wildselleriearten vorkommen, befinden sich oft in ausgewiesenen Naturschutzgebieten oder auf Privatbesitz. „Daher war es für das Gelingen des Unterfangens essenziell, die Akteure vor Ort mit einzubeziehen, sie für die Einzigartigkeit des Vorkommens zu sensibilisieren und als Partner zu gewinnen“, erklärt Projektleiter Dr. Lothar Frese vom Julius Kühn-Institut. Dr. Anne Hochbach, untere Naturschutzbehörde Landkreis Börde: „Außerdem sind genetische Erhaltungsgebiete ein Modul, mit dem Landwirtschaft und Naturschutz zusammen Wildpflanzen in situ erhalten können.“
Um diese Partnerschaften vor Ort zu würdigen, wurden im feierlichen Rahmen der Tagung für die Einrichtung der ersten fünf genetischen Erhaltungsgebiete Urkunden an die Betreuer der Gebiete übergeben. Das Vorkommen bei Sülldorf wird gefördert vonder Landwirtschaft Klaus Dietrich Wallstab und von der Gemeinde Sülzetal als Bewirtschafter und Eigentümer der Flächen, vom Landschaftspflegeverband „Grüne Umwelt e. V.“ und vom Landkreis Börde als naturschutzfachliche Unterstützer.
Für zwei weitere geeignete Vorkommen des Wildselleries im Landkreis Börde sollen zeitnah ebenfalls genetische Erhaltungsgebiete eingerichtet werden.
Bildunterschrift:
Übergabe Gründungsurkunden an (v. l.): Dr. Iris Barckhausen (Entenfang bei Celle), Dr. Thomas Hövelmann von der NABU-Naturschutzstation Münsterland (für NSG Venne), Maria John von der Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern (für Großer Schwerin/Müritz); Rene Riep vom NABU Regionalverband Westhavelland e. V. (Hohennauener See); Sascha Ritter vom „Grüne Umwelt e. V.“ sowie Dr. Anne Hochbach von der untere Naturschutzbehörde des Landkreises Börde (beide für Sülldorf/Sachsen-Anhalt).
Nützliche Links
Kontakt Natur und Umweltamt des Landkreises Börde / Sachgebiet Naturschutz und Forsten
Netzwerk Wildsellerie Julius-Kühn Institut